Teil 2 der Foto-Serie vom Bernhardiner-Friedhof in Vilnius.

Ich werde häufig gefragt, warum ich so gerne auf Friedhöfen fotografiere. Das hätte doch etwas morbides und ich sähe doch gar nicht aus wie ein Gruftie. Ich glaube, die latente Ablehnung von Friedhofsfotografie hat etwas mit unserem gestörten Verhältnis mit dem Tod zu tun. Der Tod gehört in unserer Kultur nicht zum Leben, er beendet es und damit ist er etwas, das man fürchtet. So etwas fotografiert man doch nicht.

Ich sehe das anders. Der Tod ist ein Teil von uns und Friedhöfe sind Orte, an denen man die Erinnerung an geliebte Menschen aufrechterhalten kann. Insofern sind Friedhöfe für mich auch keine Orte der Trauer oder der Traurigkeit, sondern Orte des Gedenkens und der Erinnerung. Warum sollte man an einem solchen Ort nicht fotografieren dürfen…?

Es gibt ein wunderschönes Gedicht des italienischen Poeten Lorenzo Stecchetti, dort heißt es:

Quando cadran le foglie e tu verrai
A cercar la mia croce in camposanto,
In un cantuccio la ritroverai
E molti fior le saran nati accanto.

Wenn die Blätter fallen, wirst du
Zum Kirchhof kommen, mein Kreuz zu suchen,
In einer kleinen Ecke wirst du es finden
Und dort werden viele Blumen wachsen.

Lorenzo Stecchetti – Postuma